Wir heißen Sie auf der Seite der Porphyriediagnostik willkommen.

Hier finden Sie Information zu verschiedenen Porphyrien, Konsultationen und Diagnostiken sowie weiterführenden Ansprechpartnern.

Im Download Bereich finden Sie zusätzliche Informationen zu Diagnostik und Literatur.

Porphyrie

Porphyrien entwickeln abdominale, neurologische, psychiatrische, kardiovaskuläre und cutane Symptome (Photodermatosen), d. h. Bauchkrämpfe, Lähmungen, Erregungszustände und Depressionen, Herzjagen, Bluthochdruck und Hautsymptome (Rötung, Blasen, Narben). Die Diagnose erfolgt laboratoriumsmedizinisch durch Analyse spezifischer Parameter der Porphyrinbiosynthese. Diese Untersuchungen sollten in einem Speziallabor für Porphyiediagnostik in einer konsiliarischen Dimension erfolgen. Nur eine kompetente klinisch-biochemische Interpretation der Ergebnisse vermeidet Fehldiagnosen. Im Rahmen ambulanter und klinischer Untersuchungen kann ein Porphyrieverdacht in kürzester Zeit gesichert und ausgeschlossen werden.

Wir empfehlen folgende Strategie und beginnen mit den Laboratoriums medizinischen Untersuchungen des Porphyrinstoffwechsels.

Porphyrien sind eine heterogene Gruppe von genetisch determinierten Stoffwechselkrankheiten mit multidisziplinärer Bedeutung. Pathogenetisch liegt den Porphyrien ein hereditärer Defekt eines Enzyms der Hämbiosynthesekette zugrunde (Tabelle 1), der klinisch stumm bleibt. Das klinische Bild wird von den metabolischen Folgereaktionen geprägt, die bei den verschiedenen Porphyrien zu einem diagnostisch charakteristischen Metabolitenexzess führen. Aus einem zunächst subklinischen Porphyrieprozess entwickelt sich die klinische Polysymptomatik der Porphyrien mit abdominalen, neurologisch-psychiatrischen und kutanen Symptomen. Das Auftreten und die Schwere der klinischen Symptome sind vom Ausmaß der Stoffwechselstörung abhängig, die durch den Anstieg von Metaboliten der Porphyrinbiosynthese erkannt und pathobiochemisch objektiviert wird. Die häufigste Porphyrie ist die Porphyria cutanea tarda, eine nicht-akute Form mit Photodermatose, gefolgt von der akuten intermittierenden Porphyrie (AIP) und der Protoporphyrie.

Porphyrien sind unterdiagnostizierte Stoffwechselkrankheiten. Die Porphyriediagnostik bedarf Expertise und Kompetenz. Diagnostische Fallgruben verbergen sich im Untersuchungsansatz und in der Interpretation der Ergebnisse, die immer im klinischen Kontext erfolgen sollte. Fehldiagnosen und inadäquate Therapieversuche sind nicht selten. Häufig ist die Überinterpretation einer asymptomatischen Porphyrinurie (ohne klinischen Krankheitswert) als Porphyrie.

Zur Klärung Porphyrie-orientierter Fragen können Ärzte und Patienten das Deutsche Kompetenz-Zentrum für Porphyriediagnostik und Konsultation in Anspruch nehmen, das von Prof. Dr. med. M. O. Doss, Marburg, und Dr. rer. nat. Th. Stauch, Karlsruhe, geleitet wird.

Wann muß an eine Porphyrie gedacht werden?

Prinzipiell wird zwischen hepatischen und erythropoetischen und aus klinischer Sicht zwischen akuten und nicht-akuten Porphyrien unterschieden. Leitsymptome von Porphyrien sind abdominale, neurologische und cutane Symptome. Bei den akuten hepatischen Porphyrien steht ein abdominal-neurologisch-kardiovasculärer und psychischer Symptomenkomplex im Vordergrund. Bei der akuten intermittierenden Porphyrie sind kolikartige abdominale Schmerzen, die sich bis zur Ileus-Symptomatik entwickeln können, Rückenschmerzen, Erbrechen, Obstipation, Tachykardie und Hypertonie, neurologische Symptome wie Muskelschwäche, Parästhesien, Lähmungen, epileptiforme Krämpfe und psychische Symptome charakteristisch. Die Bleivergiftung ist eine akute toxische hepatische Porphyrie und ein klinisches Analogon zur akuten intermittierenden Porphyrie.

Werden beim klinischen Symptomenkomplex einer akuten Porphyrie Hautsymptome beobachtet, kommen eine Porphyria variegata und eine hereditäre Koproporphyrie differentialdiagnostisch in Betracht.

Stehen Lichtempfindlichkeit und Hautsymptome im Vordergrund, sollte an eine Porphyria cutanea tarda oder eine erythropoetische Protoporphyrie gedacht werden.

Wie wird eine Porphyrie laboratoriumsmedizinisch gesichert?

Im Vordergrund steht die Untersuchung der Porphyrinmetaboliten im Urin zur Diagnose und zum Ausschluss akuter und chronischer hepatischer Porphyrien. Die Zuweisung einer Spontanurinprobe von 20 ml ist ausreichend. Untersucht werden müssen d-Aminolävulinsäure (ALS), Porphobilinogen (PBG) und Porphyrine zur Sicherung oder zum Ausschluss einer akuten oder chronischen hepatischen Porphyrie. Stuhl- und Blutuntersuchungen sind zur weiteren Differentialdiagnose erforderlich. Wird primär an eine Porphyria variegata und hereditäre Koproporphyrie gedacht, sollen Urin und Stuhl gleichzeitig untersucht werden. Bei Verdacht auf eine erythropoetische Protoporphyrie ist eine Blutuntersuchung (10 ml heparinisiertes Vollblut) auf Protoporphyrin angezeigt. Die Diagnose der nicht seltenen hepatobiliären Komplikationen dieser Krankheit erfolgt durch komplementäre Urin- und Stuhluntersuchungen auf Porphyrine (20 ml Spontanurin und 5 ml Stuhl).

Fazit:

Die Untersuchung der beiden Porphyrinvorläufer d-Aminolävulinsäure (ALS) und Porphobilinogen (PBG) sowie der Porphyrine in einer Spontanurinprobe (20 ml ohne Zusätze) ist die Basisuntersuchung zur Diagnose oder zum Ausschluss akuter und nicht-akuter hepatischer Porphyrien.

Weiterhin empfehlen wir die Rubrik „Downloads“ auf dieser Seite für weiterführende Informationen.

Konsultation Porphyrie

klinisches Syndrom pathobiochemische DiagnoseUntersuchung
Hautsymptomeverstärkt durch Sonnenlichterythropoetische PorphyrienBlut, Stuhl, Urin
abdominale, neurologische,kardiovaskuläre, psychischeintermittierende Symptomeakute hepatische Porphyrien„akute intermittierende Porphyrie"„Porphyria variegata"„hereditäre Koproporphyrie"Blut, Stuhl, Urin
Leberschaden, Alkohol, Östrogene, Hautläsionenchronische Symptomechronische hepatische Porphyrien einschließlich der Porphyria cutanea tardaBlut, Stuhl, Urin
abdominale, neurologische, hämatologischeakute und chronische SymptomeBleiintoxikationBlut, Stuhl, Urin
Leber- und Blutkrankheiten, toxische Prozesse (Chemikalien, Arzneimittel) Infektionskrankheiten, Tumore und SystemkrankheitenSymptome der Grundkrankheitensekundäre, asymptomatischehepatische Koproporphyrinurien und erythropoetische Protopor-phyrinämien sowie sekundäre hepato-biliäre, fäkale ProtoporphyrinexkretionBlut, Stuhl, Urin

Das Porphyriesuchprogramm umfasst die gleichzeitige Untersuchung von Urin, Stuhl und Heparinblut.

Doss MO. Krankheiten durch Störungen der Porphyrin- und Hämbiosynthese.
In: Gerok W, Huber Chr, Meinertz T, Zeidler H, Herausgeber. R. Gross, P. Schölmerich, W. Gerok: Die Innere Medizin, 10. Aufl. Stuttgart: Schattauer, 2000: 1175-92.

Leitlinien zur Porphyrie

  1. Porphyrien sind hereditäre Stoffwechselkrankheiten und werden nach ihrer klinischen Symptomatik in akute und nicht-akute Porphyrien differenziert. Akute Porphyrien entwickeln ein abdominal-kardiovaskuläres-neurologisches Syndrom, welches potentiell lebensbedrohlich ist. Arzneistoffe, Sexualhormone und Nahrungskarenz sind die wichtigsten Manifestationsfaktoren akuter Porphyrien. Kutane Symptome charakterisieren die nicht-akuten Porphyrien.
  2. Porphyrie ist eine pathobiochemische Diagnose. Der klinische Verdacht auf eine Porphyrie muß durch Metabolitenuntersuchungen im Urin, Stuhl und Blut gesichert werden. Die Leitparamter zur Diagnose einer akuten Porphyrie sind die exzessiv erhöhten Porphyinvorläufer Delta-Aminolävulinsäure und Porphobilinogen sowie Porphyrine im Urin. Die Differentialdiagnose der verschiedenen Porphyrieformen wird in einem zweiten Schritt in Urin-, Stuhl- und Blutproben durchgeführt. Im Gegensatz zu den akuten Porphyrien sind bei den nicht-akuten Porphyrien die bei den Porphyrinvorläufer nicht erhöht. Enzymbestimmungen und molekulargenetische Untersuchungen sind für die klinische Diagnostik und Therapie nicht relevant.
  3. Die beiden diagnostischen Fallgruben sind die Verwechselung von akuten und nicht-akuten Porphyrien und die Fehlinterpretation einer sekundären Porphyrinurie als hereditäre Porphyrie.
  4. Die Therapie ist für sämtliche akuten Porphyrien gleichartig. Grundlegend ist die regulatorische Therapie mit Hämarginat sowie mit oraler und intravenöser Glukosegabe. Porphyrinogene Faktoren müssen erkannt und vermieden werden.
  5. Nicht-akute Porphyrien: Die Porphyria cutanea tarda wird mit Aderlaß und niedrig- dosierten Chloroquin behandelt. Die Therapie der Protoporphyrie erfolgt mit Betacaroten und bei Leberbeteiligung mit Ursodeoxycholsäure. Bei protoporphyrie-assoziierter cholestatischer Zirrhose ist eine Lebertransplantation indiziert.
  6. Für die Prognose sämtlicher Porphyrien sind Patientenberatung und prophylaxe entscheidend.

Hereditäre Enzymdefekte der Hämbiosynthese als Determinanten der Porphyrien

EnzymeMetabolitePorphyrien
 Glycin + Succinyl-CoA 
ð-Aminolävulinsäure-SynthaseSideroblatische Anämie
 ð-Aminolävulinsäure 
ð-Aminolävulinsäure-Dehydratase*ALS-Dehydratasedefekt-Porphyrie (Doss-Porphyrie)

*Synonym: Porphobilinogen-Synthese

Prof. Dr. med. Manfred Otto Doss – Curriculum Vitae

1935

2. Juli 1935

Geboren in Zwickau-Planitz

1953 – 1959

Medizinstudium an den Universitäten Jena und Köln

1959

Staatsexamen und Promotion an der Medizinischen Fakultät der Universität Köln

1959 – 1961

Medizinalassistenzzeit in Kölner Kliniken

1961

Approbation

1961 – 1964

Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Physiologische Chemie der Universität Köln

1964 – 1966

Stationsarzt an der Medizinischen Universitätsklinik Marburg

1968

Facharzt für Laboratoriums Medizin

1969

Habilitation für Klinische Biochemie

Habilitationsthema: Regulation der Porphyrin- und Hämbiosynthese

1971

Professor für Klinische Biochemie

Anerkennung als Klinischer Chemiker von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie

1971 – 1973

Aufbau einer Abteilung für Klinische Biochemie mit dem Schwerpunkt Porphyrieforschung

1973, 1975, 1977

Organisation und Leitung internationaler Symposien über Porphyrine und Porphyrien in Marburg und Freiburg

1970 – 1980

Intermittierende Forschungsaufenthalte in USA, Südafrika, Israel und Südamerika

1973-2000

Leiter der Abteilung für Klinische Biochemie Marburg

2022

✝ 18. November 2022 in Marburg

Manfred Doss

Mitglied in wissenschaftlichen Gesellschaften

  • Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
  • Deutsche Gesellschaft für Verdauungs– und Stoffwechselkrankheiten
  • Deutsche Gesellschaft für Naturforscher und Ärzte
  • Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie
  • Deutsche Gesellschaft für Laboratoriums Medizin
  • European Association for the Study of the Liver

Forschungsschwerpunkte

  • Klinische und experimentelle Porphyrinologie
  • Regulation der Porphyrin – und Hämbiosynthese
  • Akute und chronische hepatische Porphyrien
  • Erythropoetische Porphyrien. Bleiintoxikation
  • Einfluß von Pharmaka, Hormonen, und Umweltschadstoffen auf die Porphyrinbiosynthese
  • Enzymologische und molekulare Genetik hepatischer Porphyrien
  • Diagnostische und therapeutische Strategien bei Porphyrien

Links

Deutsches Kompetenz-Zentrum für
Porphyriediagnostik und Konsultation

Prof. Dr. med. habil. Ulrich Stölzel

Leiter Porphyriezentrum
Klinikum Chemnitz, Zentrum für Innere Medizin II

Flemmingstraße 2
09116 Chemnitz

Tel.: +49 172 / 3708552
Fax.: +49 37133333224

E-Mail: dr.stoelzel@porphyrie.de
 Web

Dr. rer. nat. Thomas Stauch
Prof. Dr. med. Manfred Otto Doss

im MVZ Labor PD Dr. Volkmann und Kollegen GbR Speziallabor für Porphyriediagnostik

Gerwigstr. 67
76131 Karlsruhe

Tel.: 0721 / 850 001 65
Fax.: 0721 / 850 001 15

E-Mail: t.stauch@porphyrie.de
 Web

Bitte beachten Sie das Formular „Porphyriediagnostik“ des MVZ Labors Volkmann im Bereich „Downloads“.

Porphyrie-Ambulanz in Marburg
Dr. med. Margareta Doss-Frank

Internistin-Gastroenterologin Internistische Gemeinschaftspraxis

Biegenstraße 3
35037 Marburg

Tel.: 06421/917570
Fax.: 06421/9175720

E-Mail: m.frank@porhyrie.de

Downloads

Presse

Blei hemmt lebensnotwendiges Enzym

403 KB

Synopsis

Krankheiten und Störungen der Porphyrin- und Hämbiosynthese

182 KB

Literatur

Literaturvorschläge kuratiert von Prof. Dr. Doss

54 KB

Kontakt

Bitte wenden Sie sich bei konsulatorischen und diagnostischen Anfragen direkt an die Kompetenzzentren, bei persönlichen Anfragen an Prof. Dr. Doss nutzen Sie bitte dieses Kontaktformular: